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Dienstag, 24 Juli 2018

Kolumne: Wie die Eltern wieder zu Schlaf kommen

Alle dreißig Minuten wach und unruhiger Schlaf im Elternbett, das zehrt an den Nerven

Frage

Wir haben ein Schlafproblem. Unsere Tochter wird bald zwei Jahre alt und hat bis jetzt kaum durchgeschlafen. Die Nächte, in denen sie durchgeschlafen hat, kann ich an beiden Händen abzählen. Die ersten vier Monate hat sie hingegen viel geschlafen. Ich habe unsere Tochter Lea gestillt, und sie hat sich mit einem Jahr selbst abgestillt.

Wir haben derzeit verschiedene Schlafsituationen: Alle halbe Stunde wird sie wach – und das geht so lange, bis ich mit ihr ins große Bett schlafen gehe, oder sie schläft von 20 Uhr bis circa 2 Uhr nachts, und danach will sie ins große Bett. Doch dort schläft sie derzeit auch nicht gut. Sie wälzt sich nur herum, bis sie munter wird (ein bis zwei Stunden sind wir dann wach), und sie greift mich die ganze Zeit an. Der Schlafmangel zehrt ziemlich an mir, und ich bin in letzter Zeit öfters krank. Lea schläft in ihrem Gitterbett ein, ich sitze neben ihr und gebe ihr die Hand, bis sie tief schläft.

Es ist mir egal, dass sie die zweite Hälfte bei mir schläft, aber sie schläft leider auch nicht besser – und wenn ich sie im Gitterbett lasse, raunzt sie und wird zornig. Sie akzeptiert es nach fünf bis zehn Minuten und schläft dann irgendwann ein. Aber das ist für mich kein gutes Gefühl, wenn sie zornig einschläft. Deshalb schaffe ich es auch nicht immer und nehme sie zu mir ins Bett – auch wenn ich dann wieder nicht schlafen kann.

Sie braucht sehr viel Körperkontakt und den bekommt sie auch den ganzen Tag – das ist auch in Ordnung für mich. Nach dem Mittagessen schläft sie bei mir auf der Couch, weil sie dann länger und besser schläft. Sie wird sehr selten munter, und wenn, macht sie gleich wieder die Augen zu. Auch am Tag wird sie im Gitterbett jede halbe Stunde munter, und deshalb lege ich mich mit ihr auf die Couch.

Die Methode, Lea weinen zu lassen oder die Abstände, wie oft man zu ihr geht, auszudehnen – das kommt für mich nicht infrage.

Ich habe schon sehr viel ausprobiert und versucht, das Schlafen für sie besser zu gestalten, aber mir ist es leider noch nicht gelungen herauszufinden, was sie braucht. Der Abend, sobald meine Tochter schläft, ist für mich wichtig zum Runterkommen, zum Abschalten und um Zeit mit meinem Partner zu verbringen.

Vielleicht haben Sie einen Rat für mich, was meiner Tochter hilft, besser zu schlafen?

Antwort

Wie so viele Eltern haben Sie "alles probiert" – und bis jetzt hat nichts zu Ihrer Zufriedenheit funktioniert. Mein erster Gedanke beim Durchlesen Ihrer Beschreibung ist, dass Sie sich zu allererst Ihrer eigenen Gefühle bewusst werden müssen, wie zum Beispiel Wut, Frustration, Unbehagen und Sorge.

Mit anderen Worten: Sorgen Sie für eine Weile besser für sich selbst. Um das zu tun, müssen Sie Ihre Tochter abweisen. Mit zwei Jahren hat Ihre Tochter bereits ein großes passives Sprachvermögen. Deshalb schlage ich vor, dass Sie ihr während des Tages in einer harmonischen Situation eine verbale Botschaft übermitteln. Das hat einen zweifachen Effekt. Einerseits bereitet es Ihre Tochter auf eine neue Abfolge vor, und es gibt Ihnen selbst mehr Sicherheit.

Die Botschaft könnte in etwas so lauten:

"Jede Nacht werden wir beide ziemlich wütend und wir schlafen schlecht. Ich möchte etwas tun, um das zu ändern. Ich werde mit der schlechten Angewohnheit aufhören, die wir beide haben, dass Du mitten in der Nacht zu mir ins Bett kommst. Denn wenn wir das machen, schlafe ich schlecht – und ich möchte gut schlafen. Ich weiß, dass Du böse auf mich sein wirst, und das ist okay. Es wird für uns beide eine Weile schwierig sein, aber ich habe mich dazu entschieden, es trotzdem zu machen."

Egal, welche Reaktion Ihre Tochter zeigen wird – gehen Sie nicht mit weiteren Erklärungen darauf ein. Am Abend können Sie nachfragen, ob Sie sich an das erinnert, was Sie ihr gesagt haben. Bleiben Sie dabei: Wiederholen Sie sich nicht und verwenden Sie keine Zeit für Erklärungen.

Die ersten drei bis vier Nächte werden wahrscheinlich laut sein, Sie müssen stark und geduldig bleiben. Solange Sie im Zimmer bleiben, wird ihre Tochter zwar frustriert sein, sich aber nicht alleingelassen fühlen. Schlafen Sie gut! (Jesper Juul, 14.9.2015)

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