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Mittwoch, 25 Juli 2018

Kolumne: Wenn das "Familiespielen" warten muss

Was tun, wenn es in der Beziehung zum Kind des Partners kriselt? Ein Konflikt, der sich nicht von allein löst

Frage:

Mein Partner ist seit zwei Jahren geschieden und seit einem Jahr mit mir zusammen. Mit seiner Exfrau hat er eine jetzt sechsjährige Tochter, die ich schon einen Monat vor unserem Zusammenkommen kennengelernt habe. Jedes zweite Wochenende ist sie bei ihm. Bis jetzt war es immer so, dass ich mich sehr gut mit ihr verstanden habe, sie hat auf mich gehört und es hat zwischen uns insgesamt wirklich gut funktioniert. Die letzten Wochenenden an denen sie bei ihm/uns war es ganz anders.

Sie hört nicht mehr auf mich, macht Dinge erst, wenn sie der Papa sagt. An den Wochenenden habe ich kein Mitspracherecht bei Unternehmungen. Ich gebe zu, ich mische mich wenig bis gar nicht in die Erziehung des Kindes ein. Das ist für mich Sache der Eltern. Nur bin ich der Meinung, bei ein paar Dingen muss es funktionieren, zum Beispiel: wenn ich mit ihr über die Straße gehe, muss sie mir die Hand geben. Innerlich merke ich, je näher diese Kinderwochenenden kommen, umso unwohler fühle ich mich, weil sie auch viel Streitpotential enthalten. Mein Partner meint, dass er seine Tochter verwöhnen möchte, wenn sie bei ihm ist. Das ich verstehe auch, doch wenn sie dann im Befehlston mit mir spricht oder mich weg stößt weiß ich einfach nicht mehr weiter.

Soll ich mich an den Wochenenden zurückziehen? Oder soll ich ohne was zu sagen so weitermachen wie vorher und warten, bis alles vorübergeht? Ich komme mir da ein wenig ins kalte Wasser gestoßen vor, da ich selber keine Kinder habe und somit einfach nicht weiß, wie ich mich verhalten soll.

Antwort:

Ich tendiere dazu, Ihren Werten und Prinzipien zuzustimmen, nur kann niemand mit diesen leben, solange das Mädchen so heftig von der Beziehung ihres Vaters zu Ihnen verwirrt ist.

Der Einzige, der einen klärenden und heilenden Prozess beginnen kann, ist Ihr Partner. Vorzugsweise außerhalb von zuhause. Es ist kein Konflikt (im Inneren des Mädchens), der sich von selbst mit der Zeit lösen wird. Es muss direkt angesprochen werden.

Bis jetzt ist Ihrem Partner entweder nicht bewusst, warum sich seine Tochter so verhält, oder er vergräbt seinen Kopf im Sand.

Ihre Aufgabe ist, geduldig zu sein, seinen Schmerz zu teilen und den beiden Zeit zu geben. "Familie zu spielen" muss nun eine Weile warten. (Jesper Juul, derStandard.at, 22.2.2015)

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