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Sonntag, 28 April 2013

Kolumne: Macht Kriegsspielzeug Kinder aggressiv?

Sollen Eltern eingreifen, wenn sich Kinder gegenseitig mit Plastikpistolen "erschießen" und so tun, als würden sie anderen Kindern die Kehle durchschneiden?

Ich könnte wirklich einen guten Rat gebrauchen, wann ich in das Spiel meines Sohnes eingreifen soll. Er hat mit seinen vier Jahren einige Spielfiguren, mit denen er sich ins Rollenspiel vertieft. Wir sehen unseren Sohn als kein "Problemkind". Ganz im Gegenteil, wir erleben ihn als offen und lieb. Auch die Kinder im Kindergarten kommen gut mit ihm aus.

Einmal konnte ich im Kindergarten beobachten, wie er mit einem älteren Buben mit zwei Stöcken spielte, als seien es Gewehre. Ich habe mit befreundeten Eltern darüber gesprochen. Ich erhielt alle möglichen Antworten - von "Ach, wir haben als Kinder doch auch Cowboy und Indianer gespielt" bis "Das ist nicht okay, du musst etwas dagegen tun!".

Unser Sohn hat ein Spielzeugschwert und eine Plastikpistole. Manchmal spielt er auch mit Stöcken, als wären sie Pistolen oder Schwerter. Dann erschießt er sich selbst und sagt "Jetzt bin ich tot!", um ein paar Minuten später wieder zum Leben zu erwachen. Oder er fordert uns auf mitzuspielen, uns dabei gegenseitig zu erschießen und so zu tun, als wären wir tot. Wenn er auf uns böse ist, dann formt er seine Finger zu einer Pistole und sagt dabei "Peng, peng". Auch andere Buben im Kindergarten machen das.

Wir haben uns vorerst dazu entschlossen, nicht weiter darauf einzugehen, und glauben, dass sein Spiel mit dem Totsein eine unschuldige und harmlose Form des Spielens ist. Genau genommen hat er keinen Bezug zum Tod und sieht auch niemals Beängstigendes im Fernsehen. Wir machen uns Gedanken darüber und wählen auch aus, was er sich im Kinderfernsehen ansehen darf. Er sieht auch mit uns gemeinsam keine Nachrichten. Bei seinen engen Freunden wird das zu Hause ebenso gehandhabt.

Trotzdem mussten wir einmal bei einem seiner Rollenspiele eingreifen. Er spielte mit seinen Spielfiguren, dass er einem Männchen die Kehle durchschneidet. Mein Mann und ich sahen uns an und sagten: "Oh nein, dieser arme Mann." Unser Sohn entgegnete, dass der Mann ein Dieb sei. Mein Mann antwortete: "Aber das machen wir nicht mit Dieben. Sie kommen ins Gefängnis." Unser Sohn steckte die Spielfigur daraufhin ins "Gefängnis". Am nächsten Tag hielt er seinen Säbel über den Kopf seiner fünf Monate alten Schwester und tat so, als ob er ihr die Kehle durschneiden würde. Mein Mann reagierte sofort und sagte: "Ich will nicht, dass du so mit deiner kleinen Schwester spielst!" Unser Sohn sagte Okay und spielte gleich darauf etwas anderes.

Einige Tage vor diesem Vorfall war meine Schwester mit ihren beiden Söhnen bei uns zu Besuch, die Brüder sind vier und sieben Jahre alt. Sie erzählte, dass ihre Kinder mit den Nachbarsbuben spielen, indem sie Bombenhagel nachspielen, ihre Mütter mit Bomben töten und sich gegenseitig köpfen.

Meine Schwester erzählte, dass die beiden Nachbarsbuben mit ihren Eltern Nachrichten sehen, in denen von Krieg, Entführungen und Terror berichtet wird. Sie hat nun versucht, den Kontakt zu diesen Nachbarskindern einzuschränken, und hat auch Regeln aufgestellt, was für sie okay ist und was nicht. Aber wo ist die Grenze, das Spielen zu verbieten? Welches Spielzeug können wir ruhigen Gewissens unseren Kindern geben? Mit Spielzeugpistolen und Schwertern können sie sich nicht verletzen. Und wie ist das mit Spielfiguren von "Superhelden"? Wir wollen nicht, dass unser Sohn zum Gewalttäter wird.

Weiterlesen (derStandard.at)

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