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Freitag, 27 Juli 2018

Kolumne: Den Daumen ständig im Mund

Lutscht das Kind dauernd am Daumen, ist das kein Grund zur Panik. Statt verordnetes Abgewöhnen helfen freundlich gestellte Fragen und viel Aufmerksamkeit

Frage: 

Mein Sohn ist älter als vier Jahre und kann nicht einschlafen, ohne an seinem Daumen zu lutschen. Ich glaube, dass der Finger ihm Sicherheit gibt. Sein Schnuller wurde sofort durch den Daumen ersetzt, obwohl er auch den Schnuller lange Zeit verwendet hat. Mir wurde geraten, noch zuzuwarten und keinen Druck auf das Kind auszuüben. Aber es handelt sich nicht nur um eine Einschlafbedingung, der Daumen wird auch in jeder anderen Situation eingesetzt, in der er sich unwohl fühlt. Wie kann ich die Selbstständigkeit und Situationsbewältigung meines Sohnes fördern?

Antwort:

Ich vermute, dass Ihre Theorie, warum Ihr Sohn Daumen lutscht, seiner inneren Wahrheit sehr nahe kommt. Auch Ihre eigene Idee der weiteren Vorgangsweise macht sehr viel Sinn.

Das Wichtigste im Zusammenhang mit diesem Phänomen ist, dass Eltern nicht in Panik geraten und kein Problem daraus konstruieren. Kinder können es nicht leiden, als problematisch gesehen zu werden, und wissen in dem Alter auch nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie wollen für ihre Eltern wertvoll sein - und keine Belastung.

Was können Sie nun tun? Wenn Sie ihn beim nächsten Mal mit dem Daumen im Mund liegend oder sitzend beobachten, können Sie sich mit einem freundlichen Lächeln in Ihrem Gesicht und Ihren Augen ihm zuwenden und sagen: "Du magst deinen Daumen, nicht wahr?" Er wird vermutlich auf zwei verschiedenen Arten reagieren. Entweder lächelt er zurück, oder er wird etwas verstört wirken und seinen Daumen aus dem Mund nehmen.

Mit Gewohnheit brechen

Sie können diese Erfahrung ein paar Mal wiederholen und allmählich eine weitere Frage hinzufügen: "Ich frage mich, wieso sich das so gut anfühlt. Weißt du es?" Es wird ihm aller Voraussicht nicht möglich sein, Ihnen darauf eine Antwort zu geben, aber die Frage wird ihm in Erinnerung bleiben. So lange, bis er eines Tages eine Antwort darauf findet und mit seiner Gewohnheit aufhört.

Was immer Sie auch tun, tun Sie es nicht, weil Sie möchten, dass er damit aufhört. Zeigen Sie lediglich Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. Irgendwann in den nächsten zwei bis drei Jahren wird er damit aufhören – oder vielleicht auch schon nächste Woche! (Jesper Juul, derStandard.at, 13.7.2014)

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